Buchtipp zum Umgang mit Trauer
Im November, dem Monat, in dem traditionell der Verstorbenen gedacht wird, möchten wir erneut auf das zweite Buch von Jan Bretschneider zum Thema Abschied hinweisen.
Bretschneider behandelt das Thema nicht nur in Gedichtform, sondern bereichert es auch mit eigenen Erlebnissen sowie Ausschnitten aus Trauerreden. Abschied und Ankunft werden zudem aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
Die Zusammenstellung der Inhalte mag auf den ersten Blick chaotisch und wenig zusammenhängend wirken, und so könnte sich der Leser fragen, welche Verbindung Erzählungen über Naturforscher, Liebesgeschichten oder Bemerkungen zur letzten Volkszählung, bei der Deutschland über Nacht mehr als eine Million Einwohner verlor, zum Thema Tod und Trauer haben.
Doch Bretschneider verfolgt das Ziel, den Tod in den umfassenden Kontext des Abschieds zu integrieren. Denn der Tod stellt eine spezielle Form des Abschieds dar – eine endgültige, die jedoch vorbereitet sein kann, wenn man die Zeichen des Abschieds erkennt. Er geht noch einen Schritt weiter und verbindet Abschied mit Ankunft. Dass er letzteres nach dem Abschied stellt, statt wie oft erwartet davor, ist ein besonderes Merkmal seines Werkes. Das Buch beschreibt nicht nur den Tod, sondern auch die Bewältigung von Trauer und die Liebe, die über den Abschied hinaus bestehen bleibt und sich sogar weiterentwickeln kann.
Wer Trauernde begleitet, weiß, dass die erste Reaktion auf den Tod eines geliebten Menschen häufig der Wunsch ist, nie wieder eine emotionale Bindung einzugehen, nie wieder zu lieben. Doch oft kommt später das Gefühl, doch wieder lieben zu wollen oder sich nach einer neuen Beziehung zu sehnen. Dabei können Schuldgefühle gegenüber dem verstorbenen Partner und Zweifel an der eigenen Liebe auftauchen. Bretschneider gewährt Einblick in diesen Zwiespalt und in den Prozess, wie man ihn überwindet.
Der Übergang von tiefer Trauer und Schmerz zu neuer Hoffnung wird nicht linear dargestellt, sondern auf verschiedenen Ebenen angesprochen. Dies macht das Buch lebendig und vielseitig. Es fordert zudem dazu auf, den Abschied als Teil des Lebens zu begreifen, das Wissen um das Ende und wie wir uns darauf vorbereiten können. Gerade die Geschichten über Naturforscher und ihre bewusste Vorbereitung auf eine Reise, die möglicherweise keine Rückkehr zulässt, spiegeln unsere eigene Situation wider und verleihen dem Buch eine aufmunternde Kraft.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Angelika Lenz Verlag/ Veröffentlicht am 13.11. 2024